Encontro auf Living Gaia mit Frauen aus dem Volk der Huni Kuin

Im Juli 2016 fand unser erstes Encontro, Austauschcamp mit den Frauen aus dem Volk der Huni Kuin statt. Dieses Veranstaltung findet in Zukunft jedes Jahr in der zweiten Julihälfte auf Living Gaia statt.

Worum geht es?

Grundsätzlich geht es um die Heilung und Stärkung der weiblichen Kraft auf dieser Erde bzw. in den menschlichen Gesellschaften und Kulturen.  Dies ist mir ein großes Anliegen, nicht weil die weibliche Kraft besser ist, sondern weil unsere Welt nicht in Balance ist. Dieses Ungleichgewicht hat dramatische Konsequenzen für die natürliche Welt von der wir ein Teil sind. Es hat dramatische Konsequenzen für uns Menschen. Diese „Energiewende“  (im wahrsten Sinne des Wortes) benötigt zunächst mal die deutliche Stärkung der weiblichen Kraft, um in eine Zeit jenseits des Patriarchats zu gelangen.  Dies löst enorme Ängste aus, bei sehr vielen Menschen (Männern und Frauen), weil die Absicht Balance herzustellen dabei in den Hintergrund tritt. Sichtbar und fühlbar ist zunächst, dass die weibliche Kraft deutlich Fahrt aufnimmt.  Frauen sind oft gar nicht bereit, die Plätze einzunehmen, die diese Entwicklung ihnen offeriert, also in Verantwortung zu gehen, weil die Stärkung der weiblichen Kraft auch für sie etwas Unbekanntes ist. „Wo soll das bloß hingehen?“ erlebt die unbewusste Psyche und wehrt massiv ab. Gefühlt vorweggenommen wird oft eine weibliche Dominanz, die weder das Ziel ist noch der Realität entspricht.

Ich sehe dieses Spiel der Kräfte als die entscheidende Ebene um nachhaltige Heilung und Evolution zu ermöglichen. Das Paradies, das die Balance der Kräfte für uns bereit hält ist für Menschen erst erkennbar, wenn sie sich dem Neuen bewusst öffnen und der Angst keine Nahrung mehr geben.

Dabei wollen wir Menschen unterschiedlichster Hintergründe zusammenbringen. Männer und Frauen und Kinder (alle Generationen), Menschen mit indigenen Wurzeln und Menschen, die diese Wurzeln schon lange nicht mehr haben. Dafür stellen wir Zeit und Raum zur Verfügung, den wir mit festen Programmpunkten strukturieren, in dem aber auch Neues entstehen kann.

Die Idee zu diesem Encontro entstand bei meinem letzten Besuch in den Dörfern der Huni Kuin entlang des Rio Jordao. Ein ausführlicher Bericht wie es dazu kam, findet sich hier.

Anfang Juli 2016: Unser Encontro rückte näher. Dada und ich sind dabei Living Gaia und auch das neue Reception Center in Alto Paraiso soweit wie möglich vorzubereiten. Die Baustelle in Alto Paraiso bereitet noch Kopfschmerzen. Es ist schon klar, dass sie zur Ankunft der Frauen aus dem Wald am 16. Juli nicht fertig sein wird.

Oft wundere mich, wie wohl alles sein wird. Menschen aus Rio und Sao Paulo haben sich angekündigt. Ebenso Frauen aus Berlin und inzwischen ist auch klar, dass wohl nur zwei der fünf eingeladenen Frauen aus den Dörfern in Jordao zum Encontro würden kommen können.

Ja, der integrative Rahmen von Living Gaia, das wird mir immer deutlicher, ist der wichtigste Teil für das Gelingen. Wir machen etwas Neues, wir wollen das männlich – weiblich – Mann – Frau Thema einbeziehen und Heilung ermöglichen, das Thema des Austauschs zwischen dem Leben im Wald und dem Leben in einer modernen Stadt, wir wollen den Frauen aus dem Wald die Gelegenheit geben mehr in die Rolle der Zeremonieleitung hineinzuwachsen. Wir wollen uns in das parallel ganz in der Nähe stattfindende Festival „Encontro de Culturas“ einbringen, um die Vernetzung mit dem Umfeld zu unterstützen und die Gelegenheit für die  Huni Kuin zu nutzen – viele unterschiedliche Sachen, die auf den ersten Blick nicht so viel miteinander zu tun haben.

Ich merke, dass es darum geht die Vision zu halten und gleichzeitig das Leben fließen zu lassen ohne alles vorher genau planen oder wissen zu können. Die beste Vorbereitung ist für mich immer wieder am Fluß zu sitzen und in das fließende, sprudelnde kristallklare Wasser zu schauen, und mich mit meiner Intention für das Encontro und der Vision für Living Gaia zu verbinden.

Eine Woche später geht es los. Kathy reist mit Linda an und wir beginnen. Wir vertiefen uns in die gemeinsame Vision, bauen Zelte auf, machen Besorgungen und dann ist es auch schon so weit. Ich fliege nach Rio Branco um Ozelia und Batani abzuholen. Nach cirka vier Tagen sind wir und die meisten Teilnehmer auf Living Gaia versammelt. Wir erleben zusammen erstaunliche 10 Tage. Ich bin beglückt darüber zu bemerken, dass es wirklich genauso fließt wie ich das visioniert hatte. Ich bemerke, dass ich nicht gestresst bin, sondern mitfließe und dass wir alle sehr harmonisch und berührt durch unsere Prozesse gehen. Ich habe das Gefühl, dass tatsächlich etwas Neues passiert. Alle Beteiligten erleben etwas Neues, ich inklusive. Auch gemeinsam erleben wir etwas neues und sind uns mehr oder weniger darüber bewusst. Das fühlt sich gut an.

Nun möchte ich Ozelia und Batani etwas genauer vorstellen, die uns mit ihrer Präsenz so bereichert haben. Ozelia ist die Anführerin in ihrem Dorf. Offiziell ist ihr Mann der Anführer. Alle wissen, dass sie es ist. Sie ist 56 Jahre alt, hat 10 Kinder und 24 Enkel. Ozelia ist eine klare Frau, die immer das Wohlergehen ihrer Familie im Sinn hat. Batani ist 35 Jahre alt und hat 5 Kinder. Das Kleinste ist 4 Jahre alt. Beide sind Künsterlinnen. Sie bemalen, sie stellen Schmuck und Kleidung her, sie singen. Nun sind sie also losgefahren, zwei Huni Kuin Frauen, alleine. Es ist etwas neues für sie, sich ohne Männer in diese fremde Welt zu begeben. Wenn wir in der brasilianischen Gesellschaft unterwegs sind, an Flughäfen, in Raststätten oder auf der Straße – immer erfolgt eine Reaktion auf Ozelia und Batani. Die meisten Reaktionen sind ausgesprochen freundlich und zumindest oberflächlich interessiert. Mir wird bewusst wie merkwürdig es sich anfühlen muss, wenn die Hauptbevölkerung im eigenen Land immer so tut, als wäre man ein Exot.

Ozelia und Batani sind im Zentrum unseres Encontros. Wir erleben sie, lernen von Ihnen und gemeinsam. Wir erleben viele berührende Momente miteinander. Wir sind beglückt über die anwesenden Männer, die sich ebenfalls auf dieses Unbekannte eingelassen haben und neue Erfahrungen machen. Im Laufe der 10 Tage kommen noch Menschen dazu. Das Festival im Aldeia Multiethnica und das Festival in Sao Jorge sind ebenfalls wichtige Bausteine im Geschehen. Wir machen Kontakte und schmieden Pläne für die Zukunft. Ozelia und Batani stehen auf der Bühne und repräsentieren wofür sie stehen.

Irgendwann ist diese magische Zeit vorbei und die ersten beginnen abzureisen. Wir machen uns auf nach Alto Paraiso wo wir die letzen Tage gemeinsam verbringen. Wir alle sind aufgeladen mit der heilenden Energie von Living Gaia. Es wurde sehr deutlich während dieses Encontros, das die Energien dieses Ortes unsere Vision unterstützen. Ich bin dankbar und gefüllt. Kathy und ich haben mit Hilfe von Dada und allen Mitwirkenden tatsächlich einen Grundstein für unsere Vision der neuen Zeit manifestiert.

Fotos von unserem Encontro findet ihr hier

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Eine Antwort zu Encontro auf Living Gaia mit Frauen aus dem Volk der Huni Kuin

  1. Matthias schreibt:

    Super Einleitung. Jetzt habe ich endlich verstanden, warum immer die weibliche Kraft gestärkt werden soll.

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